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Arbeitsprogramm

I. Abgrenzung des Forschungsfelds

II. Traditionen der Universität Aarhus

III. Ziele der Forschungseinheit

Mit einem Hintergrund in den Fächern Neues Testament und Kirchengeschichte befasst sich die Forschungseinheit Der christliche Orient mit dem christlichen Orient unter philologischem, theologischem und kulturwissenschaftlichem Blickwinkel. Im Folgenden werden wir (I) das Forschungsfeld abgrenzen, (II) unsere Wurzeln im Aarhuser Kontext aufzeigen und (III) die Ziele für die Arbeit der Forschungseinheit benennen.

I. Abgrenzung des Forschungsfelt

Im internationalen Raum bildet „der christliche Orient″ ein verhältnismäßig gut definiertes Forschungsfeld, wenngleich in der Abgrenzung des Fachs Unterschiede bestehen: Zuweilen werden byzantinische und kirchenslawische Literatur einbezogen, zuweilen nicht. Wir folgen einem mittleren Pfad, indem wir uns auch mit Byzantinistik, nicht aber mit den Sprachen und der Geschichte der Slawisch-Orthodoxen Völkern befassen.

Den christlichen Orient grenzen wir geographisch und sprachlich als den alten ostchristlichen Kulturraum ab, der auf der Grundlage des Griechischen Literaturen insbesondere auf Koptisch, Altnubisch, Altäthiopisch (Geez), Amharisch, Christlich-Palästinensisch-Aramäisch, Syrisch, Christlich-Arabisch, Armenisch und Georgisch schuf, wobei im christlichen Orient auch andere Sprachen benutzt wurden – wie z.B. in den Texten der Kirche des Ostens (Nestorianer) Mittelpersisch, Sogdisch, Alttürkisch und Chinesisch.

Chronologisch  erstreckt sich unser Forschungsfeld vom 1. Jahrhundert n.Chr. bis in die Gegenwart, mit Schwerpunkt auf Altertum und Mittelalter. Kulturell und politisch war der christliche Orient hauptsächlich ins Römische Reich (den griechisch-römischen, dann byzantinischen Kulturraum) eingelagert, teilweise aber auch in die Parther- und Sassanidenreiche (samt Axum, Armenien, dem georgischen Iberien usw.) und später auch in das islamische Kalifat. Texte aus „häretischen″ Bewegungen wie etwa Gnosis und Manichäismus, die in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums entstanden, sind besonders auf Koptisch erhalten, womit sie auch ein Teil unseres Forschungsfeldes sind.

Die meisten Christen, die sich orientalischer Sprachen bedienten, waren Teil der gemeinsamen Kirche des Altertums, bis die Kirche des Ostens aufgrund des nestorianischen Streits und des Konzils von Ephesus im Jahre 431 konfessionell herausgetrennt wurde und sich die östlich-orthodoxen Kirchen in Äthiopien, Nubien, Ägypten, Syrien und Armenien wegen der Auseinandersetzungen um das Konzil von Chalkedon von 451 abspalteten. Neben der byzantinischen Reichskirche gab es jedoch weiterhin orientalische Christen, die zu den Chalkedonensern gehörten, z.B. die melkitischen Kirchen, die georgische Kirche und später die Maroniten.

Innerhalb der so definierten Bereiche werden wir auf philologischer Grundlage mit Literatur, Geschichte, Theologie/Religion und insgesamt mit der Kultur im weiteren Sinne arbeiten, d.h. unter Einbeziehung aller relevanten Nachbarfächer. 

Wir erheben keinen Anspruch, das gesamte hier umrissene Forschungsfeld abzudecken. Wichtig ist uns aber auch, daß angrenzende Forschungsfelder nicht unberücksichtigt bleiben, wenn diese für die Forschung am christlichen Orient relevant sind. Da wir in starkem Maße philologisch arbeiten, sind auch linguistische und nicht zuletzt semitistische Fragestellungen für uns bedeutsam. Aus sprachwissenschaftlichen Gründen, und weil es Kontinuitäten zwischen Altem Orient und christlichem Orient geben kann, sind auch Sprachen wie Ugaritisch oder die aramäische Dialekte für uns interessant. Zudem kann Mandäisch von Bedeutung sein, wenn es um die Erforschung der koptisch-gnostischen Texte geht.

II. Traditionen der Universität Aarhus

Die Geschichte des christlichen Orients ist ein natürlicher Teil von Forschung und Unterricht im Fach Kirchengeschichte, aber unsere philologische Grundlage beruht ausserdem auf Traditionen, die schon seit langem zur Universität Aarhus gehören und in Ehren zu halten sind. Das gilt für das Fach Semitische Philologie, das von 1963 bis 2005 hier bestand. Der letzte Professor in diesem Fach, Finn Ove Hvidberg-Hansen, ist daher Mitglied unserer Gruppe. Die armenischen Studien wurden von Professor Henning Lehmann eingeführt, der von 1969 bis 2004 wirkte und ebenfalls Mitglied unserer Gruppe ist. Die koptischen Studien wurden von Søren Giversen (1928-2009) eingeführt, der von 1974 bis 1998 als Professor für Neues Testament lehrte.

Auch nach 2005 gab es regelmäßig Unterricht in anderen semitischen Sprachen als Hebräisch und Arabisch, auch im Koptischen. Es wurden Dissertationen auf dem Gebiet des christlichen Orients (Armenisch: Henning Lehmann 1975; Koptisch: Nils Arne Pedersen 1996) und Ph.D.-Abhandlungen (Koptisch: Jesper Hyldahl 2003, René Falkenberg 2010) verteidigt.

III. Ziele der Forschungseinheit

  • In Dänemark wie auch international ist die Forschungseinheit bestrebt, das Studium des christlichen Orients, einschließlich des philologischen Ansatzes, als wichtiges Forschungsfeld aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.
  • Wir sind international vernetzt und profitieren von Anregungen auswärtiger Forscher. Regelmäßig finden Gastvorlesungen statt.
  • Wir bemühen uns weiter darum, externe Bewilligungen für neue Projekte und Anstellungen einzuwerben.
  • Die Forschungseinheit versucht, interessierte Studenten anzuziehen, indem sie laufend Unterricht in dem Bereich anbietet – nicht zuletzt auch Sprachkurse, z.B. in Arabisch, Äthiopisch, Koptisch und Syrisch.
  • Die Forschungseinheit versucht außerdem, Ph.D.-Studenten anzuziehen, indem sie ein akademisch anregendes Milieu darstellt, das Ph.D.-Kurse und Werklesungen anbietet.